Mut zur Lücke: Fünf Tipps, um „Ähm…“ zu eliminieren

Bewusste Pause statt „Ähm…“, „Hm…“, „Also…“

Kennst du das? Du hörst jemandem gebannt zu, es geht um ein wirklich spannendes Thema, aber deine Gedanken schweifen immer wieder ab. Warum? Sehr oft geht vor lauter „so, …“, „ja also ..“, „äh…“ die Message verloren. Und dein Fokus. Meist ist es weder Redner noch Publikum bewusst, aber bei einem derartigen Vortrag kann es oft wirklich schwierig sein, aufmerksam zu bleiben.

Diskurspartikel
Cringe! Besonders, wenn man sich selbst reden hört, fallen diese „Diskurspartikel“ genannten Füll- oder Verzögerungslaute negativ auf. Vor Publikum passiert Folgendes: Man folgt nicht nur weniger aufmerksam, sondern gesteht dem Vortragenden – meist unbewusst – weniger Kompetenz zu.

workshop-moderator

Was sind Diskurspartikel? Und: Muss ich sie meiden wie der Teufel das Weihwasser?

Ähm… nein! Wir alle fügen sie – meist unbewusst — hier und da ein. Für eine authentische Rede darf es aber etwas weniger sein. Ziel darf die Frequenz wie bei einem „ungescripteten“ Gespräch sein. Bedeutet: Wenn man im echten Leben eine Frage gestellt bekommt, antwortet man ja auch nicht selten mit einem „Hmmm…“. Die Dosis macht das Gift. Authentizität ist wichtig, niemand möchte einem Roboter zuhören. Aber: Es soll ein angenehmer Redefluss entstehen.

Gedanken ordnen
Warum entschlüpft uns überhaupt so oft die eine oder andere sinnlose Floskel? Während wir sie aussprechen, ordnen wir unsere Gedanken – oder suchen das nächste Wort. Das darf durchaus vorkommen – geht aber auch anders!

Floskeln adé!
„Ähm …“, „uhm …“, „a-ah“, „… also“, „… ja“ und meist im konkreten Zusammenhang völlig bedeutungslose Worte wie „, oder…?“ (besonders beliebt – und für so manchen Zuhörer durchaus charmant – im Westen Österreichs) signalisieren dem Gegenüber, dass noch eine Wortmeldung kommen wird. Manchmal kommt dann allerdings nichts Substanzielles mehr, was das Publikum enttäuschen kann. Ähm…genau! Kann eine enttäuschende Abschlussfloskel sein. Tipp: Ganz am Ende unbedingt vermeiden. Wie? Mit optimaler Vorbereitung.

Du bist nicht allein!
Nicht jedem ist es in die Wiege gelegt, gut und gerne vor anderen zu sprechen. Im Gegenteil: Rund drei von vier Menschen sind von „Glossophobie“ betroffen – der Angst vor öffentlichem Reden. Spontan und ohne entsprechende Vorbereitung liegt das nun Mal nicht allen, und das ist auch völlig in Ordnung. Auch mit noch so viel Training wird sich nicht jede Person in ihrem Element fühlen vor Zuhörern. Verbessern kann man diese Fähigkeit aber allemal! Und gebrauchen auch: Ob Präsentation vor Kollegen, Start up Pitch, Social Media Präsenz, externe Vorträge, Kundenakquise oder eine Rede in privatem Rahmen, ganz vermeidbar sind Situationen, in denen einem das Wort übergeben wird, kaum. Zumindest weniger unangenehm kann es werden, versprochen!

Druck? Stress? Äh – oje!
Was tun? Erster Schritt: Tief durchatmen und dann „Mut zur Pause!“

Vorweg: Manche Menschen tendieren generell mehr in Richtung der genannten „Pausenfüller“, andere weniger. Mit steigendem Druck erhöht sich die Wahrscheinlichkeit.

Wie kann ich mir die Situation erleichtern? Gute Vorbereitung. Routine. Erfahrung. Und folgende Übungen im Vorfeld.

Yes, I can! 5 Schritte zum flüssigen Vortrag

#1 Gedanken laut werden lassen

Hintergrund: In unserem Kopf spielt sich den ganzen Tag quasi ein Selbstgespräch ab.

Übung: Fass diese Überlegungen in Worte! Achte dabei darauf, verständlich zu sprechen, Argumente zu finden, ganze Sätze in Plaudersprache zu gestalten. Nimm dich einfach mit dem Handy auf, achte auf deine persönlichen Füll-Laute – und versuche, sie beim nächsten Mal zu meiden.

#2 Artikel in eigenen Worten zusammenfassen

Lies einen beliebigen Zeitungsbericht, der zumindest eine Viertel Seite einnimmt. Fasse ihn anschließend in deinen eigenen Worten zusammen. Vielleicht für eine ganz konkrete Person.

#3 Hör genau hin! Fokussiere dich in Meetings auf Floskel-Einstiege und achte auf „ Ähms“ & Co.

Ha! Es geht allen so. Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.

Versuche, die häufigsten Silben ganz bewusst wegzulassen. Statt eines derartigen Einstieges beginnst du Sätze ganz „normal“, wie in einer alltäglichen Situation. Nutz dabei viele kurze Hauptsätze und sprich in Alltagssprache. Ein Satz – eine Aussage! Keep it short and simple. Motto: Wer es einem Fünfjährigen nicht erklären kann, hat es nicht verstanden.

#4 Übung macht den Meister

Klingt abgedroschen, ist aber so: Es steht eine Präsentation an? Bereite dich inhaltlich so gut wie möglich vor und schreibe ein Skript. Das soll nicht abgelesen werden, aber als Roadmap dienen, die dich nicht vom Weg abkommen lässt.

Übe den Vortrag und verinnerliche dies – voilà! Schon gibt’s weniger „Ähm …“ und Floskel-Einstiege. Wetten, dass…?

#5 Slow down! Take a deep breath.

Sprechtechnische Tipps können allgemein behilflich sein. Ganz zentral und so meist schon eine drastische Verbesserung: Sprechtempo reduzieren! Lieber tief durchatmen und eine klare Pause einbauen als auf die „Hhhmmms“ zurückgreifen. Außerdem: Mund weit öffnen, saubere Artikulation.

äääähm, ja …

Hand auf’s Herz: Selbst schon einmal bei Sprachnachrichten oder ähnlichen Gelegenheiten darauf geachtet, ob sich da nutzlose Silben reingeschummelt haben? Übung macht den Meister! Für manche scheint es besonders schwierig, und so manch einer wird sich wohl nie pudelwohl fühlen on Stage. Das ist völlig o.k.

Aber nicht vergessen in Sachen Public Speaking: It’s Not Rocket Science. Man kann es lernen, an sich arbeiten und von Profis etwas abschauen. Ziel: Besser werden. Besser fühlen. Dann wirken wir meist auch gleich charismatischer.

Fazit: Sinnbefreite Laute zu reduzieren steigert den professionellen Eindruck enorm! Wenn man uns zuhört, bleiben wir im Gedächtnis. Wir wirken sicherer, kompetenter und halten die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht. Und schon profitieren sowohl Speaker als auch Audience. Wer reden kann, vermittelt Stärke und Selbstbewusstsein. Und fühlt sich nicht zuletzt besser.

kathrin-hanzl

Über die Autorin

Kathrin Hanzl ist Kommunikationswissenschafterin, Eventmoderatorin und Auftrittscoach der CxOs.

Sie kombiniert ihre umfassende Erfahrung in der Wirtschaft sowie im Stakeholder Management mit ihrer Expertise aus dem Public Speaking. Ganz nach dem Motto „Don’t memorize, familiarize“ optimiert sie die Auftritte großer Wirtschaftsbosse und all jener, die diese Positionen anstreben.

Über die Autorin